Preußen wieder chic? Die Preußenausstellung 1981 zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit

Preußen wieder chic? Die Preußenausstellung 1981 zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit

Organisatoren
Tobias Becker / Vincent Kleinbub / Franka Maubach / Yves Müller / Shuyang Song / Ulrich Tempel, Arbeitsgruppe "Preußenausstellung 1981"; Humboldt-Universität zu Berlin; Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.; in Kooperation mit Stiftung Topographie des Terrors und Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Veranstaltungsort
Dokumentationszentrum Topographie des Terrors
Förderer
Stiftung Preußische Seehandlung, Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
PLZ
10963
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
15.02.2024 - 16.02.2024
Von
Vincent Kleinbub, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

„Preußen ist wieder chic“. So lautete im Herbst 1979 die Diagnose Hans-Ulrich Wehlers, mit der er sich öffentlich gegen eine positive Aneignung preußischer Traditionsbestände in der Bundesrepublik wandte. Tatsächlich erfuhr die preußische Geschichte gegen Ende der 1970er-Jahre in beiden deutschen Staaten eine enorme Popularisierung. Die „Preußenwelle“ löste in der Bundesrepublik geschichtspolitische Debatten, aber auch Reflexionen über die Bedeutung der Geschichte für die Gegenwart aus. In der Ausstellung „Preußen – Versuch einer Bilanz“ im West-Berliner Martin-Gropius-Bau fand sie im Spätsommer 1981 ihren Höhepunkt.

Seit 2022 befasst sich eine Arbeitsgruppe von Zeithistoriker:innen1 mit der zeitgenössischen Rezeption und den geschichtspolitischen Auswirkungen der Ausstellung. Mit dem Workshop „Preußen wieder chic? Die Preußenausstellung 1981 zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit“, der am 15./16. Februar 2024 in der Topographie des Terrors stattfand, verband sich das Ziel, Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenzubringen und multiperspektivisch auf die Ausstellung zu blicken. Die Beitragenden beleuchteten die historischen Kontexte und Akteure im „Preußenjahr 1981“, fragten nach dem Wandel populärer Geschichtsbilder und erörterten die Rolle der Ausstellung bei der Erschließung des gegenüberliegenden Gestapo-Geländes als Erinnerungsort. Besonderes Augenmerk galt der damaligen Museumsarbeit, die sich im Spannungsfeld politischer und gestalterischer Ansprüche bewegte.

Der Workshop widmete sich zunächst den Hintergründen der Preußen-Konjunktur in beiden deutschen Staaten. Dass das neu einsetzende Interesse an der preußischen Geschichte am Ende der 1970er-Jahre nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern historische Vorläufer hatte, stellte DANIEL STIENEN (München) heraus. Für die Bundesrepublik machte er nicht nur eine, sondern drei Preußenwellen aus, welche die öffentliche Auseinandersetzung mit der preußischen Geschichte ab den 1960er-Jahren in je unterschiedliche gesellschaftspolitische Kontexte hineintrugen. Buchverlage, Kurator:innen und Medienproduzent:innen waren maßgebliche Treiber dieser Entwicklung. In den 1970er- und 1980er-Jahren bereitete der „Geschichtsboom“ den Boden für ein neu erwachendes Interesse an der deutschen Geschichte.

ARND BAUERKÄMPER (Berlin) skizzierte die Preußenrezeption in der DDR. Nachdem Preußen dort lange als Negativreferenz galt, erfuhr die preußische Geschichte ab den späten 1970er-Jahre auch in der DDR eine öffentliche Aufwertung. Mit dem „Tradition und Erbe“-Programm verfolgte die Parteiführung eine Legitimationsstrategie, in deren Zuge Preußen identitätsstiftend in das öffentliche Geschichtsbild integriert werden sollte. Maßgeblich beteiligten sich daran Historiker:innen – wenn auch zum Teil aus anderen Motiven. In der Bundesrepublik wurde die „Preußen-Renaissance“ der DDR wahrgenommen, kommentiert und immer wieder vergleichend herangezogen. Vereinzelte positive Bezüge auf die preußische Geschichte hatte es indes bereits zuvor gegeben.

SHUYANG SONG (Berlin) umriss die geschichtspolitischen Entwicklungen der Bundesrepublik, in welche die Preußenausstellung eingebettet war. Ob preußische Traditionsbestände anschlussfähig für ein „demokratisches Geschichtsbild“ (Walter Scheel) sein könnten, wurde 1981 unterschiedlich bewertet. Mit Verweis auf eine historische Mitschuld Preußens am Aufstieg des Nationalsozialismus begriffen Kritiker:innen die Ausstellung als Teil einer konservativen „Tendenzwende“. Konservative Kommentator:innen störten sich wiederum an den kritischen Impulsen der Ausstellung, die nach außen hin betonte, „weder Preußentempel, noch Gerichtsaal“ sein zu wollen. Die Besucher:innen, so Song, sollten in Preußen kein rein positives nationales Identitätsangebot vorfinden, sondern durch die inszenierte Widersprüchlichkeit einen demokratischen Umgang mit den Ambivalenzen der deutschen Geschichte erlernen.

Panel 2 widmete sich konkreten Akteuren im Preußenjahr 1981. SVEN KRIESE (Berlin) beleuchtete die Beteiligung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die im Rahmen der Ausstellung auffällig zurückhaltend blieb. Grund dafür waren Differenzen zwischen dem Präsidenten der SPK und dem jungen Mitarbeiter:innen-Team. Diese betrafen die Konzeption der Ausstellung, aber auch die darin vermittelten Preußenbilder. Anhand stiftungsinterner Akten zeichnete Kriese das Konfliktpotential nach, das im sozialhistorischen Ansatz der Kurator:innen begründet lag. Trotzdem stellte die SPK ihre Objekte zur Verfügung. Wie die anschließende Diskussion offenbarte, arbeiteten unterhalb der Präsidiumsebene viele Archivar:innen eng mit den Ausstellungsmacher:innen zusammen.

Als Kuratorin des „Musée Sentimental de Prusse“ – einer der Begleitausstellungen – referierte MARIE-LOUISE VON PLESSEN (St. Firmin sur Loire) aus einer Innenperspektive über die Rolle der Kurator:innen im Preußenjahr 1981. Das damals neue Museumskonzept des „Musée Sentimental“ verstand sich als innovative künstlerische Form der Inszenierung von Geschichte abseits etablierter Historiographien. Verbunden mit der Idee des Fluxus präsentierte die Ausstellung unerwartete Bezüge zum Thema Preußen – darunter das Bild eines „Gastarbeiters“ oder die Sauerbruch‘sche Greifhand. Bei der Konzeption seien sich die Kurator:innen über die politische Brisanz Preußens bewusst gewesen, so von Plessen, gleichzeitig stellten Provokation und Reibung aus künstlerischer Sicht geradezu die „conditio sine qua non“ für das Konzept dar.

Im Rahmen der Abendveranstaltung warfen SHUYANG SONG (Berlin) und YVES MÜLLER (Halle) ausgewählte Schlaglichter auf die Preußenausstellung 1981. Zur Topographie des Terrors steht diese in direkter Verbindung. Raum 32 zu „Preußen im Nationalsozialismus“ gab damals gezielt den Blick auf die angrenzende Brache frei, auf der sich rund 40 Jahre zuvor die Zentrale der Gestapo und das Reichssicherheitshauptamt der SS befunden hatten. Weitere Einblicke in das Ausstellungsgeschehen gewährte das anschließende Zeitzeugengespräch mit den damaligen Mitarbeiter:innen ANDREAS NACHAMA, HEIDEMARIE ANDERLIK und UDO GÖSSWALD. Auch sie betonten die neuartige gestalterische und inhaltliche Aufbereitung der preußischen Geschichte: Historische Vermittlung sollte sich in der Ausstellung primär über die Objekte vollziehen, abseits klassischer Historiographien seien Ausstellungsstücke dafür widersprüchlich in Szene gesetzt und Herrscherikonografien ironisch gebrochen worden. Bezüglich des Militärwesens, so die Kurator:innen, habe man kritische Impulse setzen wollen, gleichzeitig sollten preußischer Alltag und preußische Aufklärung die liberalen und fortschrittlichen Traditionslinien Preußens offenlegen. Retrospektiv bewerteten sie die Ausstellung als eine wichtige Wegmarke für den deutschen Museumsbetrieb, auf die Frage nach eventuellen Kritikpunkten verwies einer der Beteiligten indes auf die preußische Expansionspolitik gegenüber Polen, der man aus heutiger Sicht hätte mehr Raum zubilligen müssen. Inwiefern die „Preußenwelle“ der 1970er- und 1980er-Jahre zu den gegenwärtigen Kontroversen um die Rolle des Hauses Hohenzollern im Kontext der nationalsozialistischen Machtübernahme oder den umstrittenen Städtebauprojekten in Berlin und Potsdam in Verbindung steht, blieb offen. Der Einschätzung eines Podiumsteilnehmers, dass damalige Diskussionen um Preußen tendenziell differenzierter geführt worden seien, ließe sich entgegnen, dass einige der in den 1980er-Jahren als fortschrittlich gehandelten Traditionslinien im Lichte aktueller Debatten- und Forschungsimpulse, u.a. zum deutschen Kolonialismus, heute durchaus kritischer bewertet werden.

Panel 3 befasste sich mit der bundesdeutschen Preußenrezeption in Wissenschaft und Öffentlichkeit. NILS BENKWITZ (Halle) ging dabei populären Darstellungen Friedrich Wilhelms I. nach und fragte, inwiefern diese im Umfeld der Preußenausstellung reproduziert wurden. Einer breiteren Öffentlichkeit gilt Friedrich Wilhelm I. als Militarist, Choleriker und Tyrann, mitunter auch als „Baumeister des preußischen Staates“. Im September 1981 setzten die ersten beiden Bilder nicht nur der Fernsehfilm „Der König und sein Narr“, sondern auch die Preußenausstellung in Szene. Die Kurator:innen, so Benkwitz, hätten dementsprechend kein multiperspektivisches Bild des Königs gezeichnet, sondern seien einem teleologischen Geschichtsbild gefolgt, das Preußen von der Militarisierung aus gedacht habe.

WOLGANG SCHROETER (Hüllhorst) widmete sich der Darstellung Friedrichs II. in der Ausstellung. Als einzigem Herrscher wurde ihm ein eigener Raum gewidmet, was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass über die vermeintlichen Gegenpole des Philosophen und des Machtpolitikers das „Sowohl als auch“ Preußens exemplarisch verdeutlicht werden sollte. Kritisch fokussierte die Ausstellung die Kriegsschäden und Toten im Zuge des Siebenjährigen Kriegs, Friedrichs Hass auf Polen und dessen Teilung wurden indes nur gestreift. Die behauptete Ambivalenz Friedrichs II. halle bis heute nach, so Schroeter.

FRANKA MAUBACH (Berlin) skizzierte die Perspektivierungen Preußens innerhalb der westdeutschen Geschichtswissenschaft. Seit 1945 war mit der Bewertung der preußischen Geschichte stets die Frage nach den Gelingensbedingungen des Nationalsozialismus aufgeworfen. Ende der 1970er-Jahre war dieser Konnex auch im Wissenschaftlichen Beirat zur Ausstellung präsent. Während Otto Büsch, verschiedene Bewertungen Preußens gleichwertig nebeneinander gestellt wissen wollte, teilte eine Historikergruppe um Reinhard Rürup die Sorge vor einer unkritischen Preußenapologetik. Immer wieder, so Maubach, wendeten sie sich im Gremium gegen Harmonisierungstendenzen. Inwieweit die dabei artikulierte Sorge vor einer Relativierung des Nationalsozialismus bereits auf den „Historikerstreit“ hindeutete und ob nicht gerade die Betonung tendenziell progressiver Charakteristika eine nationale Aneignung Preußens begünstigte, war Thema der anschließenden Diskussion.

Ein Spaziergang über das Gelände leitete zu Panel 4 über, das sich mit dem Ausstellungsort und der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte befasste. GERD KÜHLING (Berlin) beleuchtete die jüngere Geschichte des ehemaligen Gestapo-Geländes. Seit den frühen 1960er-Jahren war der Ort einer kritischen Öffentlichkeit durch eine Broschüre der Gedenkstätte Plötzensee bekannt. Kurzzeitig war das Gelände im Zuge der (letztlich ergebnislosen) Bemühungen Joseph Wulfs auch als Dokumentationszentrum im Gespräch, bevor es in den Blick aktivistischer Initiativen geriet. 1981 verhalf die Preußenausstellung der Brache zu größerer öffentlicher Wahrnehmung – wenngleich sie die Debatten dadurch auf eine nationale Perspektive verengt habe, so Kühling. Ab 1983 trat der Verein „Aktives Museum“ für die Erschließung des Geländes ein, 1987 fand die erste Ausstellung mit dem Titel „Topographie des Terrors“ statt.

ULRICH TEMPEL (Berlin) wendete sich anschließend der Frage zu, auf welche Weise die Preußenausstellung auf den benachbarten Ort reagierte. Ein kuratorisches Raumkonzept sah schon früh die Auseinandersetzung mit Preußen und dem Nationalsozialismus vor. Raum 32 präsentierte den Besucher:innen neben Informationen zum „Tag von Potsdam“ oder den Porträts deutscher Widerstandsakteure auch einen Grundriss des „Hausgefängnisses“ der ehemaligen Gestapo-Zentrale. Dadurch, dass die Preußenausstellung das Gelände nicht nur beschrieben, sondern als eigenen Ort inszeniert und verräumlicht habe, so Tempel, trug sie zum Erfolg der lokalen erinnerungspolitischen Initiativen bei. Die Annahme einer „Wiederentdeckung“ des Geländes durch die Preußenausstellung sei angesichts der zahlreichen anderen Initiativen dennoch verkürzt.

Panel 5 ging abschließend der Frage des Ausstellens preußischer Geschichte nach. FRITZ KUSCH (Bremen) referierte über die Berliner Steubenausstellung, die 1980/81 unter anderem in Bonn, Berlin und Washington gezeigt wurde. Anhand der Stilisierung Friedrich Wilhelms von Steuben zur deutsch-amerikanischen Symbolfigur zeichnete Kusch nach, dass im Rahmen der „Preußenwelle“ auch transatlantische Identitätsangebote zirkulierten. Die Ausstellung, die an sich überwiegend biografisch gehalten wurde, war nach außen hin als deutsch-amerikanisches Kooperationsprojekt markiert. Durch die Figur Steubens ergab sich eine Verbindung preußischer und amerikanisch-westlicher Traditionslinien, die sich – so Kusch – in den zeitgenössischen westdeutschen Geschichtsdiskurs eines „langen Wegs nach Westen“ habe einfügen lassen.

Museumsleiterin SYLVIA NECKER (Minden) gab einen Einblick in die aktuelle Museumsarbeit des LWL-Preußenmuseums im Minden. Preußen polarisiere und löse mitunter Abwehr aus, so Necker. Aufgabe sei es, diese Polarisierung produktiv zu machen und über Preußen Reflexionen über Antisemitismus, Kolonialismus oder Migration anzustoßen. In der kommenden Dauerausstellung stellt das Museumsteam bewusst weibliche Perspektiven in den Vordergrund, inhaltlich setze man auf Multiperspektivität und Alltagsbezug. Die Ausstellung folge keiner Chronologie, sondern entwerfe starke Szenographien, die neue Zugänge zur preußischen Geschichte ermöglichen sollen. Abseits dessen setze das Museum auf mobile Formate und auf Anknüpfungspunkte zu aktuellen politischen Diskussionen, so Necker.

JOACHIM BAUR (Berlin/Dortmund) umriss abschließend die langfristigen Auswirkungen der Preußenausstellung. Mit der objektbasierten Inszenierung von Bildräumen habe sie Maßstäbe gesetzt, gleichzeitig sei das Konzept der Großausstellung seitdem auch kritisch diskutiert worden. Die Preußenausstellung könne zudem als eine frühe Form des selbstreflexiven Ausstellens verstanden werden, so Baur. Damit stellt sich heute mehr denn je die Frage nach den analytischen Modi der Erforschung von Ausstellungen. Baur plädierte dafür, die Preußenausstellung nicht nur als geschichtspolitisches Ereignis, sondern auch in ihrer performativen Dimension wahrzunehmen. Der Blick auf Kataloge, Ausstellungskonzepte und Gremien müsse auf Performances, Störungen, Laufwege oder die Handlungsräume der Besucher:innen ausgeweitet werden.

Im Fokus der Abschlussdiskussion stand die Frage nach geeigneten Quellen und Zugängen, um das Umfeld der Preußenausstellung näher zu umreißen. Weil im Spätsommer 1981 unterschiedliche Akteure um Öffentlichkeit rangen, lassen sich neben geschichtspolitischen und ausstellungshistorischen auch stadtpolitische, archivarische oder gestalterische Perspektivierungen vornehmen. Daraus ergibt sich einerseits das Potential, verschiedene Forschungsstränge miteinander zu vernetzen, andererseits unterscheidet sich das Erkenntnisinteresse der unterschiedlichen Disziplinen auch signifikant voneinander. Während die Preußenforschung im Kontext der Ausstellung primär auf die Darstellung der preußischen Geschichte blickt, stellt ein kuratorischer Zugriff ganz andere Fragen und Bezüge in den Mittelpunkt. Aus (zeit-)historischer Perspektive bleiben die geschichtspolitischen Konjunkturen der 1980er-Jahre ebenso wie die Preußen-Debatten der Gegenwart indes weiterhin zentrale analytische Bezugsgrößen. Dass die West-Berliner Ausstellung dazu beitrug, Preußen seines militaristischen Images zu entkleiden und als einen mehrdeutigen historischen Traditionsbestand zu konzeptualisieren, wirft nach wie vor die Frage auf, welche neuen – womöglich unintendierten – identitätsstiftenden Effekte das „ambivalente Preußen“ auf einer übergeordneten Ebene langfristig freizusetzen vermochte. Der Ambivalenzdiskurs selbst müsste dabei stärker noch einer Historisierung zugeführt werden, ebenso wie die Akteure, die sich in diesen einzuschreiben versuchten. Lohnenswert erscheint hier auch ein Blick auf die Leihgeber:innen der Ausstellungsexponate. Nicht zuletzt ließe sich im Kontext der Preußenausstellung noch stärker nach Bezugnahmen auf die „Preußen-Renaissance“ der DDR fragen, wodurch der Forschungsdiskurs um wichtige deutsch-deutsche Perspektiven ergänzt würde.

Konferenzübersicht:

Panel 1: Preußen-Renaissance im geteilten Deutschland
Moderation: Ulrike Höroldt (Berlin)

Daniel Stienen (München): Dreimal Preußen-Renaissance. Zur wundersamen Wiederkehr eines historischen Themas in der Bundesrepublik

Arnd Bauerkämper (Berlin): Preußenrezeption in der DDR

Shuyang Song (Berlin): Die Preußenausstellung als Wendepunkt der bundesdeutschen Geschichtspolitik

Panel 2: Akteure im Preußenjahr 1981
Moderation: Jürgen Luh (Potsdam)

Sven Kriese (Berlin): Beteiligung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Preußenjahr 1981

Marie-Louise von Plessen (St. Firmin sur Loire): Die Wirksamkeit des Musée Sentimental (de Prusse), Spielbein der Preußen-Ausstellung 1981

Abendveranstaltung: Preußen wieder chic? Die Preußenausstellung 1981 zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit
Moderation: Franka Maubach (Berlin)

Veranstalter der Abendveranstaltung: Stiftung Topographie des Terrors gemeinsam mit Humboldt-Universität zu Berlin / Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V. / Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Grußwort: Andrea Riedle (Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors)

Teil 1: Yves Müller (Halle) / Shuyang Song (Berlin): Bildervortrag über die Preußenausstellung

Teil 2: Zeitzeugengespräch mit Andreas Nachama, Heidemarie Anderlik, Udo Gößwald

Panel 3: Preußenrezeption in Wissenschaft und Öffentlichkeit
Moderation: Tobias Becker (Berlin)

Nils Benkwitz (Halle): Ein militaristischer Tyrann oder der „Baumeister des preußischen Staates“? Populäre und geschichtswissenschaftliche Rezeption König Friedrich Wilhelms I. von Preußen im Umfeld der Preußenausstellung 1981

Wolfgang Schroeter (Hüllhorst): Friedrich der Große als Kristallisationspunkt der
Preußenausstellung 1981 – Rezeption und Wandel eines Mythos

Franka Maubach (Berlin): Die Preußenrenaissance in der Geschichtswissenschaft

Panel 4: Der Ausstellungort und die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte
Moderation: Yves Müller (Halle)

Gerd Kühling (Berlin): Frühe Gedenkstätten und umstrittene Lernorte zum Nationalsozialismus in West-Berlin. Das „Gestapo-Gelände“ und seine „Wiederentdeckung“

Ulrich Tempel (Berlin): Die Preußen-Ausstellung, der Martin-Gropius-Bau und seine direkte Umgebung: Eine Ausstellung reagiert auf einen historischen Ort

Panel 5: Preußen ausstellen – damals und heute
Moderation: Vincent Kleinbub (Potsdam)

Fritz Kusch (Bremen): Der gute Preuße? Die Berliner Steubenausstellung 1980 als Teil der Preußenwelle und Ausläufer des deutsch-amerikanischen Steubenmythos

Sylvia Necker (Minden): Potzblitz Preußen. Die neue Dauerausstellung im LWL-Preußenmuseum Minden

Joachim Baur (Berlin/Dortmund): Kommentar

Anmerkung:
1 Zu ihr gehören Tobias Becker, Freie Universität Berlin; Vincent Kleinbub, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung; Franka Maubach, Humboldt-Universität zu Berlin; Yves Müller, Institut für Landesgeschichte, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle; Shuyang Song, Freie Universität Berlin; Ulrich Tempel, Stiftung Topographie des Terrors, Berlin.